Reiner Gärtner

This Australian Life

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Neues aus der Räucherkammer

Noch immer raucht es bei uns gewaltig. Aber auch das gehört zum Leben in Australien.

Reiner

4 Minuten Lesezeit

Neues aus der Räucherkammer

Bevor ich mich heute den wilden Tieren widme, ein kurzes Update zum Feuer. Hier in Newcastle sind wir noch immer recht nah dran an der „Feuerwalze”. Momentan brennen in New South Wales etwa 90 Feuer, 40 davon noch nicht unter Kontrolle. Die nächsten Buschbrände sind etwa 20 Kilometer entfernt.

Seit Tagen ist der Himmel tieforange und es rieseln ständig Aschepartikel herunter. Es riecht streng wie die Forellen nach einer durchzechten Nacht in der Räucherkammer. Die Vögel sind leiser als sonst, der Himmel hat eine Farbe wie eine verwaschene dunkle Jeans, die Sonne Ist nur ein roter Punkt und weil es nie mehr so richtig hell wird, aber trotzdem warm ist, fühlt es sich an wie ein Dauer-Hangover.

Die Luftqualität soll hier momentan doppelt so schlecht sein wie in Neu-Delhi. Ich war noch nie da, aber sicherlich ist das kein Luftkurort.

Buschfeuer gehören hier zur Normalität. Aber nicht so viele und so früh im Sommer. Dürre, höhere Temperaturen und stärkere Winde verstärken die Feuer. Der Klimawandel wird hier live überragen.

Die hiesige Politik scheint das aber immer noch nicht verstanden zu haben und behauptet weiterhin, dass es einfach keine wissenschaftliche Beweise und deswegen auch keinen Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und den Buschfeuern gibt. Klimawandel ist hier in Australien politisch abgetrennt von den Sorgen der Menschen und übt sich in Schall und Rauch. Momentan ist hier mehr Rauch.

Rauchwolken1

Neben den Feuern waren bei uns in den letzten Wochen die “wilden Tiere” Gesprächsstoff. In Lilias Zimmer raschelte eine Python im Lüftungsschacht des Daches. Was macht man da? Unser Nachbar sagte, dass die Pythons so zwischen zwei und vier Meter lang sind, wir uns aber kaum Sorgen machen sollten, denn sie bleiben gerne in der Wärme. So richtig beruhigt waren wir aber nicht und riefen den Hausverwalter an der us einen Schlangenfänger vermittelte (pro gefangener Schlange verlangt er 150 Dollar. Das ist gut investiertes Geld).

Manchmal kommen zwei Dinge zusammen, die verhängnisvoll sein können: Ausgerechnet zwei Tage später sollte unser Hausdach erneuert werden. Die Handwerker rückten an, stellten Gerüste und alles Mögliche ans und ums Haus. Wir überlegten lange, ob wir ihnen von der Schlange berichten sollten. Da wir den gesamten Ablauf nicht stören wollten, ließen wir es sein.

Irgendwie hatten wir dann schon ein schlechtes Gewissen und fragten vorsichtig, ob die Handwerker schon einmal Schlangen im Dach gefunden hätten. Wir bekamen eine typisch australische Antwort: “Sure mate, when we find a snake we throw`em on the barbi - har har har.” Letztendlich hatte sich die Schlange wohl verzogen, wir hätten so gern für Euch ein Foto gemacht.

Die schwarze Schlange - belly up

Zugegeben, unser Bildmaterial ist echt dünn. Gleich hinter unserem Haus lebt ein Goanna, eine etwa 1,5 Meter lange Echse, die gerne auf Bäume klettert. Die JuNgs haben bereits eine Brown Snake (sehr giftig) auf ihrem Schulweg gesehen und heute gab es große Aufregung, weil sich eine ebenfalls giftige Black Bellied Snake auf der Straße räkelte.

Eine Weile bekam sie große Aufmerksamkeit. Die Kinder und der Schulleiter standen um sie herum, doch dann erwischte ein Pick-Up-Truck die Schlange, die sich ganz cool nicht bewegte und sich ihrer Unsterblichkeit sehr sicher war. Nicht ganz klar ist, ob der Schulleiter mit dem Truck-Fahrer befreundet ode sogar verwandt ist.

Was macht man mit so einer zermatschten, blutigen Schlange? Auf der Straße als Mahnmal der Wildness liegen lassen.

Was noch: Wir hatten bereits einen Hai-Alarm am Redhead Beach, Rochen und “Bull-Sharks” im Belmont Ocean Baths (das Hai-Netz wurde von Jugendlichen zerstört) und natürlich unzählige Spinnen überall, die uns aber gerade wenig Sorgen machen.

Rauchwolken1

Und dann haben wir noch einen ganz besonderen Gast, ein Possum, dass unsere Kinder mit Brot füttern. Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Insbesondere, weil unser Nachbar extra Spiraldrähte über den Zaun gelegt hat, damit die Possums nicht auf sein Dach klettern. Wir haben auch schon mitbekommen, dass er sie mit Wasser aus dem Gartenstrahl verjagt. Unser Possum heißt Wanda. Frei nach “ein Possum namens Wanda”.

Feuer und wilde Tiere gehören einfach dazu. Uns geht es aber sehr gut. Wir kommen jetzt in den Sommer mit zuverlässigen Temperaturen über 30 Grad und hoffen, dass es bald mal regnet. Das Gras ist schon hellbraun und unser Wassertank ist nur noch zu 20 Prozent voll. Also: Let it rain!

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