Mein erstes Brot
Das erste selbst gebackene Brot in Australien. Da ist noch Platz nach oben.
Toastbrot und Käse, der hier nur zwischen “mild” und “strong” unterschieden wird, aber recht ähnlich schmeckt. Nachdem wir jeden Morgen Unmengen an Toastbrot benötigen, um satt zu werden, startet nun das Brotbacken - endlich.
Mein Schwager hatte noch etwas Sauerteig, den ich in den letzten Tagen liebevoll gepflegt und aktiviert habe. Er ist noch nicht so triebstark wie mein Sauerteig in Wangen und riecht auch säuerlicher. Wahrscheinlich liegt es an der Innentemperatur. Australische Häuser sind ja so gebaut, dass sie im Sommer kühl sind. Meine Schwiegermutter hat zwar extra Isolationsmaterial in die Wände gestopft, aber ohne Heizquelle (mal der Klimaanlagenkasten im Esszimmer abgesehen) wird es in abends und in der Nacht eben kalt - bis 16 Grad. Das mag mein Sauerteig gar nicht. Und deswegen braucht er mehr Zeit und wird säuerlicher.
In dieser Woche war ich auf der Suche nach Mehl. Roggenmehl ist hier ziemlich teuer (6 Dollar pro Kilo, das sind etwa 4 Euro - bei Schulers Mühlenladen 1,5 Euro). Weizenmehl ist günstiger, aber es gibt nur drei Vraianten: Plain Flour, Bakers Flour (keine Ahnung, was da der Unterschied ist), Wholemeal (5 Dollar). In den Boutique-Organic-Stores wird Dinkel angeboten, kostet aber 8 Dollar pro Kilo. Das werden teure Brote!
Im Container wartet meine Getreidemühle und dann werde ich in Newcastle mal im Hafen recherchieren, ob ich nicht an Getreide in höherer Quantität komme. Wahrscheinlich kann ich nur Gebinde ab einer Tonne abnehmen… hmmm. Da wird sich meine Familie aber freuen, wenn im Garten ein riesiger Silo steht.
Frischhefe findet man gar nicht. In einem Health Store sagte man mir der Besitzer, dass er das mal vor 20 Jahren verkauft hat, aber niemand war daran interessiert. Also: Trockenhefe nehmen (oder ganz darauf verzichten, das schafft mein Sauerteig aber noch nicht).
Ich experimentiere daher gerade mit “Rupperts Superhefewasser”: In eine 1,5l Flasche füllt man 200g ungeschwefelte Früchte und Gemüse (in meinem Fall Sultaninen), etwas Zucker und 600ml lauwarmes Wasser. Das lässt man 48 Stunden stehen, in denen die Hefe an den Früchten aktiviert werden. Dann lässt man den Druck aus der Flasche etwas ab und nach ein paar Tagen entsteht daraus ein potentes Wässerchen mit Triebkraft. Ich habe es vorgestern angesetzt, aber bisher sieht man nur eine eklige, leicht perlende braune Flüssigkeit.
Heute habe ich dann mein erstes Sauerteig-Brot gebacken. Es besteht aus 900g Bakers Flour und 100g Roggenmehl. Da zwischendurch die mechanische Waage meiner Schwiegermutter den Geist aufgab, musste ich etwas improvisieren. Was sind 15 Gramm Sauerteig? Keine Ahnung, ein guter Esslöffel, vielleicht? 20g Salz? Ungefähr so viel. Wie viel Wasser? So kann ich den Teig gerade noch bearbeiten.
Gebacken habe ich dieses Brot in einer gusseisernen Pfanne. Für den Anfang doch ganz akzeptabel, oder? Ich freue mich schon auf meine Digitalwaage, meine Küchenmaschine und Getreidemühle. Dann gibt es wieder anständiges Brot!
Nachtrag Anfang September: Habe mittlerweile einen triebstärkeren Sauerteig und ein erstes Brot gebacken, das den Namen auch verdient hat. Ich freue mich weiterhin auf die Getreidemühle und eine Waage, die auch funktioniert.